Sag mir, wo die Fachkräfte sind

vom 25. Oktober 2022

Gestatten Sie mir einige wenige einleitende Worte, darüber, was mich zu diesem Beitrag motiviert hat:

Manche Kanzleien können zurzeit schier anstellen, was sie wollen: Sie finden keine Bewerber*innen, egal, ob sie old school Stellenanzeigen in Jobbörsen schalten, Personalvermittler*innen einschalten oder gar eine facebook-Kampagne bei einer Agentur beauftragen. Es scheint Kolleg*innen zu geben, die das Problem nicht zu haben scheinen. Liegt das nur an den Dienstleistern, oder gibt es auch andere Gründe hierfür?

Die ernüchternde Wahrheit ist:

Es herrscht seit einiger Zeit ein Arbeitnehmer*innenmarkt. Diesen Zusammenhang kennen vielleicht schon die meisten. Viele Steuerberaterinnen und Steuerberater sind immer noch nicht über das sogenannte Eisbergmodell gestolpert. Es besagt, dass sich nur ein kleiner Teil des gesamten Arbeits- und Bewerbermarkts tatsächlich sichtbar über der Oberfläche abspielt, der weitaus größere Teil läuft im Verborgenen ab. Kanzleien die heute qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber für sich gewinnen wollen, sollten unter die Oberfläche abtauchen – und zwar selbst. Das ist keine Aufgabe, die sich vollständig an Dienstleister*innen (weg)delegieren lässt. Denn Kanzleien sollten gezielt und dauerhaft an ihrer Ausstrahlung und der Wahrnehmung von außen arbeiten, damit sich die Bewerber und Bewerberinnen, die auch durch Dienstleister gefunden werden, für Ihre Kanzlei entscheiden und nicht für die des Kollegen.

Was heißt das konkret?

Tatsächlich gibt es Bewegung am Arbeitsmarkt in der Beratungsbranche, und das noch nicht einmal zu knapp. Diejenigen, die sich verändern, verfolgen die – digitalen – Aktivitäten ihrer potenziellen künftigen Arbeitgeber*innen meist schon eine Weile, ehe sie entweder selbst aktiv werden oder gezielt angesprochen werden. Kanzleien die digital nicht existieren, die existieren für den weitaus größten Teil des Pools an potenziellen Mitarbeitenden nicht. Die digitale Existenz – der Internetauftritt – ist der wesentlichste Baustein, die Eingangstür, für die Rekrutierung von Personal. Die nachgefragten Bewerber und Bewerberinnen erwarten heute die Möglichkeit des digitalen Arbeitens. Homeoffice oder mobiles Arbeiten sind – exemplarisch genannt – ein Muss, wenn es um das Gewinnen neuer Mitarbeiter geht!

Wie funktioniert das?

Langfristig gesehen, weder über eine einmalige facebook-Kampage, die zwangsläufig verpuffen muss, noch über edle Hochglanzbroschüren diverser Anbieter, die Ihnen die richtigen Mitarbeiter in kürzester Zeit versprechen. Gefragt ist vielmehr ein konsequentes, zu Ende gedachtes Arbeitgebermarketing-Konzept, das über einen längeren, wenn nicht sogar dauerhaften, Zeitraum Nachwuchstalenten und Experten vor Augen führt, dass ihre Kanzlei die Richtige ist.

Wie zeigen Kanzleien das?

Indem sie vor allem über social media exklusive, attraktive Einblicke in das Tätigkeitsfeld erlauben. Das funktioniert am besten, wenn die Aktivitäten authentisch wirken, von Mitarbeitenden ohne allzu viel Zensur stammen. Im Vorfeld bedarf es gewisser Statuten und eines kommunikativen Rahmens, in dem sich die Posts von Mitarbeitenden bewegen sollten. Um dies strukturiert anzugehen, bedarf es möglicherweise initialer professioneller Unterstützung.

Danach gilt: Haben Sie Mut, Dinge laufen zu lassen! Wenn Sie ein attraktiver Arbeitgeber sind – und davon gehen wir jetzt aus – wird sich dies auch medial transportieren. Die heutige Generation interessiert sich nicht mehr für eine Hochglanzbildsprache mit steifen Chefporträts, sondern erwartet ein modernes, digitales und interessantes Arbeitsumfeld.

Falls Sie sich noch nicht modern fühlen, sollten Sie überlegen, welche Strategien Sie in Zukunft durch den mauen sichtbaren Teil des Bewerbermarkts tragen – und ob es nicht sinnvoller ist, im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit Ihrer Kanzlei neue Wege zu beschreiten. Tatsächlich ist es so, dass nicht wenige Kanzleien in den vergangenen Jahren ihre Marketingaktivitäten vernachlässigt haben, da sie keine Neumandate mehr benötigten. Dabei haben sie leider das Personalmarketing vergessen.

Es ist nicht zu spät: Denn Sie sind in bester Gesellschaft. Ein nicht kleiner Teil der Kanzleiinhaber steht vor derselben Herausforderung. Das bedeutet: Der beste Zeitpunkt zu beginnen, ist jetzt!

Führen Sie Ihre Kanzlei ab heute wie ein Unternehmen und beschäftigen Sie Fachkräfte für die erforderlichen Belange. Steuerfachkräfte kümmern sich um steuerliche Themen. Beschäftigen Sie Personalfachkräfte für Personalthemen.

Es gibt für (fast) jede Kanzleigröße und Konstellation eine Lösung.

Ich lade Sie ein, kreativ zu werden und diesen Beitrag als Motivationshilfe zu nutzen.

Stefan Heinicke
Jost AG

Vorstand